"Karate ist eine Kampfkunst, die weder in der Technik (Kata) noch in der Anwendung (Kumite) von Muskelkraft und harter Gewalt abhängt. Es ist die Kunst Muskelkraft aufzugeben und nachdem wir die Form (oder ihre Prinzipien) gemeistert haben, müssen wir die Form aufgeben oder frei sein von der Form (ohne in dem was wir tun, ihre Prinzipien in irgendeiner Weise zu verletzen).
Mehr noch, wir müssen uns selbst aufgeben um den
Gegner zu folgen, oder weiterhin, wir müssen das Siegen aufgeben. Mit
anderen Worten, unser Geist oder Intellekt sollte sich nicht einmischen.
Indem wir Kontrolle aufgeben, erlangen wir Kontrolle und alles was wir tun, tun wir frei.
Dieses Konzept ist schwer zu akzeptieren, weil jeder
hart treffen möchte und hier wird dir gesagt, deine Arme oder Beine
aufzugeben. Jeder, der mit dem Karate Training beginnt, möchte gewinnen.
Aber hier wird von dir verlangt, den Sieg und dich selbst aufzugeben.
Dir wird gesagt, Ergebnisse aufzugeben und nur an den Prozeß selbst zu
denken, zu üben um der Übung willen.
Aus den ersten Jahren bei Nishiyama Sensei erinnere
ich mich an kein Lob, ab und zu würde mich sein Stock treffen und es
gibt eine Korrektur, das höchste Lob war "so...", du konntest nicht
wirklich zufrieden mit dir selbst sein.
Wenn man einem Gegner gegenüber steht und
"Sen"-timing übt (d.h. wenn der Gegner angreift, reagiere ich, aber ein
wenig früher), Nishiyama Sensei würde sagen, daß wenn wir uns bewegen,
dann ist kein Gedanke in der Technik und "Sieg oder Niederlage, nur Gott
weiß es" oder er beschreibt den Raum zwischen mir und meinem Gegner als
Hölle und hinter meinem Gegner als Himmel, er sagt: "Du mußt durch die
Hölle gehen, um zum Himmel zu kommen."
Über die Vorbereitung für "Sen" sagt Nishiyama
Sensei: "Denke nicht an den Gegner und denke nicht an deine eigene
Technik." oder "Die Augen sind sanft (ohne Absicht, natürlich), der
Geist ist stark und die Aufmerksamkeit ist bei deinen eigenen Füßen.",
all das bedeutet, daß der Geist nicht in einem Platz stoppen sollte,
sich nicht konzentrieren sollte, er sollte aufmerksam sein ohne
Anstrengung, ganz natürlich.
Das bedeutet nicht, daß wir Selbstmord begehen
sollen oder blind mit dem Kopf an die Wand laufen. Andererseits, wir
müssen Verluste akzeptieren und Risiken auf uns nehmen, um frei zu sein
und ein klares Urteil zu haben, dann kann unser ganzes Wesen an allem,
was wir tun, ohne Konflikte teilhaben.
Nishiyama Sensei sagt, daß drei Dinge im Karate am
wichtigsten sind: Augen, Füße und Mut. Was auch immer die Augen sehen,
sollten die Füße simultan ohne Einmischung seitens der Gedanken oder
Zweifel ausdrücken und Mut bedeutet starker Geist ohne Verzögerung.
Wir können nicht nur über den richtigen Gebrauch des
Körpers allein reden, weil beides, gute Technik und Funktion der
Technik, von dem richtigen Geist und der richtigen Einstellung abhängen.
Bei einer Karatetechnik muß sich der ganze Körper
als eine Einheit bewegen, es gibt nie nur eine Bewegung von nur einer
Extremität. Wenn sich ein Teil des Körpers anders bewegt als der Rest
des Körpers oder wenn ein Körperteil stoppt, dann stoppt der ganze
Körper.
Wir sagen, daß sich die Energie von innen nach außen bewegt oder vom Körperzentrum (tanden) zu den äußeren Gliedmaßen.
Die Kraft einer Karatetechnik ist abhängig von:
- der Weichheit (Elastizität) der Muskeln und der Fähigkeit von weich zu hart (und von hart zu weich) in kürzester Zeit (beim Kontakt) zu wechseln.
- der Koordination aller Muskeln und Gelenke zur Richtung der Energie in der richtigen Reihenfolge und zum richtigen Zeitpunkt.
- dem richtigen Timing der Muskelanspannung und -entspannung im Verhältnis zum Timing der Bewegung der Gelenke in der Technik.
Sehr wichtig ist im Karate die Idee von nur einer
Chance, mit der sich Sieg oder Niederlage entscheidet. Diese Idee ist
der Grund für todome oder die Finishing-Blow-Technik, und darum üben wir
soviel Kime waza, oder daß die ganze Energie, die sich in einer Technik
ansammelt, im Moment des Kontakts durch das Ziel gehen muß. Kime
bedeutet, daß das ganze Wesen mental und physisch das Ziel trifft, der
ganze Körper sammelt sich in kürzester Zeit zu einer Richtung, keine
Energie sollte reflektiert werden oder ausbrechen.
Kime bedeutet Geist und Körper als Einheit. Je
weicher und entspannter wir in der Bewegung sind (entspannt bedeutet
genau die richtige Spannung um eine Aktivität zu tragen), desto größer
ist das Potential der Anspannung im Kontakt. Je besser die Anspannung im
Kontakt ist, desto mehr potentielle Energie haben wir für die nächste
Aktion.
Von dem, was bis jetzt gesagt wurde lernen wir, daß
eine Karatetechnik immer kontinuierlich ist, das Ende einer Technik
bietet die beste Voraussetzung um die nächste Bewegung zu beginnen und
in der Ruhe existiert immer noch das Momentum der letzten Bewegung.
Die Augen bringen den Körper in die nächste
Richtung, die Vorstellung, daß Unterbauch und Augen sich zusammen von
einer Richtung zu einer anderen bewegen, der Atem folgt der Vorstellung
(Geist), und der Körper folgt dem Atem, daher, wenn wir über Kontinuität
sprechen, meinen wir mentale und technische Kontinuität des Atems in
Verbindung mit den Füßen um eine glatte Verbindung zwischen den
Techniken zu bekommen.
Wir können nicht darüber sprechen weich zu sein,
wenn wir keine Wurzeln haben, daher brauchen wir bei Karatetechniken
einen festen Stand, so daß wir eine Basis außerhalb unseres Körpers
(externe Kraft) nutzen können. Die Energie bei einer Karatetechnik
beginnt bei den Füßen, geht durch die Beine zum Rumpf und gelangt dann
zu der Technik selbst. (Technik, Arm oder Bein wird als eine
Verlängerung des Körpers angesehen, bestimmen die Richtung und sind
einfach Mittel zum Kontakt.)
Wenn die untere und obere Körperhälfte nicht
zusammenarbeiten, ist nicht nur die Technik schwach und oberlastig,
sondern wird auch irgendwann Rücken- und Hüftprobleme schaffen. Es ist
korrekt zu sagen, daß die Füße die Technik steuern, wenn wir die Füße
nicht gut nutzen, dann haben wir keine Wurzel, dann nutzen wir auch
nicht die externe Kraft (Basis) um die Energie zu steigern und der
einzige Weg um Energie zu bekommen ist durch die unabhängige Anstrengung
eines kleinen Gebietes, welche wir kopflastige Technik nennen, diese
Art von Technik ist schwach, begrenzt auf die Muskelkraft einer Person
und führt sicher zum Verlust des Zentrums und der Balance.
Alle Gelenke im Körper sollten frei sein, so das
zwischen jedem Knochen und Gelenk ein wenig Platz ist, dann kann die
Bewegung frei sein und die Energie kann glatt übertragen werden und
unser Körper wird sehr leicht und empfindsam.
Die Haltung ist von großer Bedeutung, und das
bedeutet nicht, daß wir uns in eine steife Position stellen sollen, aber
daß wir der Beziehung zwichen Nacken, Kopf und Wirbelsäule
Aufmerksamkeit schenken sollten.
Zwar sollen die Füße im Boden verwurzelt sein aber
der Kopf sollte frei sein, so daß die Wirbelsäule nicht zusammengepreßt
wird, nur dann kann der Atem und die Energie fließen.
Geist und Körper müssen koordiniert werden- jede
Bewegung beginnt mit mentaler Ausrichtung, die Linie der Energie jeder
Technik muß klar sein, der Atem folgt den Muskeln, dann die Knochen und
dann die Technik (all das passiert gleichzeitig). Wenn wir nicht diese
Vorstellung haben, dann kann der Körper nicht als eine Einheit in einer
Richtung arbeiten und die Bewegung gerät in Unordnung. Diese Art der
Bewegung ist keine Kampfkunst, sondern nur eine Aerobicübung, die die
Form einer Karatetechnik benutzt."
Quelle: Artikel von Sensei Avi Rokah - Japan Karate Association of Beverly Hills
Quelle: Artikel von Sensei Avi Rokah - Japan Karate Association of Beverly Hills
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